Freitag, 25. November 2017
Unsere Suche nach einer neuen Pferdenanny hat etwas gedauert. Nachdem ich schon fast die Hoffnung aufgegeben habe, meldete sich Michelle bei uns. Sie wohnt quasi um die Ecke und ist sehr erfahren im Umgang mit Pferden. Sie kam für sie auf eine traurige Art und Weise zu uns. Ihr geliebtes Pflegepferd ist nach einer sehr langen Zeit weggezogen. Das muss sehr traurig für sie gewesen sein. Ich hoffe, dass sie sich in eins unserer Shire oder auch alle verguckt und ein neues Herzenspferd findet.
Sie besucht uns zwei- bis dreimal in der Woche und die Pferde umzingeln sie bereits, wenn sie da ist. Alle möchten von ihr geputzt und verwöhnt werden. Selbstständig mistet sie unseren Stall, wenn wir noch nicht da sind.
Unser Reitplatz hat nun aufgegeben und da wir planen ihn zu vergrößern und auszubauen, haben wir keinen Sand mehr nachgeholt. Da wir gerade so viel um die Ohren haben, ist es fraglich, ob wir das überhaupt noch schaffen in diesem Jahr. Wenn wir ganz ehrlich sind, werden wir es nicht schaffen. Michelle hat die Situation gleich richtig eingeschätzt und sich aus eigenem Antrieb aktiv mit dem Thema Reithalle beschäftigt und innerhalb kürzester Zeit eine Halle für uns gefunden. Ehrlicherweise muss ich sagen, habe ich mich auch in die Suche nicht richtig reingehängt, weil ich mich vor dem Thema „Verladen“ mal wieder drücken wollte. Michelle hat das gleich durchschaut und nicht locker gelassen.
Die ausgewählte Halle haben wir uns dann angesehen und festgestellt, dass dort einfach kaum was los war. Es ist keine Mitgliedschaft notwendig und den Preis von 7€ pro Nutzung oder 50€ pro Monat findet ich für eine Anlage mit zwei Hallen und kaum Betrieb völlig in Ordnung. Die Möglichkeiten zum Parken sind auch gut, das einzige Problem ist die Beleuchtung auf dem Parkplatz, aber da muss man eben durch.
An diesem Freitag stand dann unser erster Hallenbesuch an. Eigentlich wollte ich mich drücken, denn die Woche war mega anstrengend. Vier Konferenzen hintereinander an drei Tagen, vor 17 Uhr nicht zuhause, dann Stall, dann noch an den Schreibtisch. Am Donnerstag endlich wieder normale Arbeitszeiten und da haben wir den Hengststall mit Gummimatten ausgelegt. Freitag war bei uns Parkchaos. Der ganze Hof stand voll. Also mussten wir warten bis alle wieder weg waren.
Ich raffte mich dank Michelle auf und wir holten den Anhänger. Im Moment kann man nicht einfach so das Gespann drehen. Der Anhänger parkt bei einem Nachbarn. Also mussten wir abhängen, den Anhänger per Hand umdrehen und dann wieder anhängen. Luci musste im Dunklen einsteigen.
Bei unserem letzten Kurs hat Luci schon deutlich gemacht, dass sie keine Lust auf Anhänger fahren hat. Deshalb habe ich mich auch entschieden mit ihr nicht mit auf die Messe zu fahren im Dezember. Das Thema Anhängerfahren soll erst mal wieder besser funktionieren.
Luci stoppte gleich zwei Meter vor dem Anhänger: „Ich? Einsteigen? Auf keine Fall.“ In der ersten Phase versuchte ich es mit Ruhe und lobt. Aber das führte uns nur so weit, dass die Vorderbeine auf der Rampe standen, dann ging es wieder rückwärts.
Die nächste Phase bestand aus Empörung auf Lucis Seite. Wir wollten nämlich, dass sie ganz einsteigt. Das passte ihr nicht und sie versuchte die Taktik „Seitliches am Anhänger vorbei Zappeln“. Vor allem nach rechts versuchte sie vorbei zu kommen. Dort lag aber ein großer Haufen Steine und das war kein sicherer Platz für Pferde. Ich musste sie also deutlich davon abhalten. Luci wollte und konnte das nicht verstehen und die Wut wuchs. Nach einer kleinen Stepptanzeinlage posierte sie es mit Ruhe. Sie stellte sich auf die Rampe und versuchte total entspannt auszusehen.
In dieser Phase der Ruhe wirkte es so als würde sie mit sich selber diskutieren, ob sie mir jetzt den Gefallen tun soll und einfach einsteigen soll. Ganz kurz hatte ich den Eindruck, dass sie sich für „Einsteigen“ entschieden hatte, aber dann flitze irgendein Gedanken durch ihren Kopf, der sie davon abbrachte.
Die nächste Phase war wieder von Unruhe geprägt. Wieder versuchte Luci seitlich am Anhänger vorbei zu ziehen. Das war wirklich gefährlich für sie also musste ich es konsequent unterbinden, um sie zu schützen. In dieser Phase wollte und konnte sie das aber nicht verstehen. Mir war klar, dass wir erst aufhören, wenn sie im Anhänger steht. Mal ganz abgesehen davon, ob wir zur Halle fahren würden oder nicht.
Luci wollte einfach nicht und fand mein Anliegen extrem unangemessen. Wie kann ich das nur verlangen, zu dieser Zeit wegzufahren. Natürlich hatte sie im Kopf, dass wir wieder eine lange Strecke fahren und das möchte sie einfach nicht. Ich kann das gut verstehen, aber finde ich es so wichtig, dass wir regelmäßig kurze Strecken fahren und das Anhängerfahren zum Alltag wird. Vielleicht war neben dem Nichtwollen auch ein bisschen Aufregung dabei, ob es wieder an neue Orte geht. Das Alles half aber nichts.
Richtig sicher fühle ich mich mit meiner Art und Weise zu verladen nicht. Ich weiß, dass ich Luci mit Hafer davon überzeugen kann und wenn ich sie jeden Tag mit Hafer auf dem Anhänger füttern würde ohne zu fahren, würde sie freiwillig und ohne Widerstand einsteigen und entspannt fressen. Das Problem ist, dass sind dann, wenn wir wegfahren, genau wieder so reagiert wie jetzt. Das hier ist ein Grundsatzthema. Sie will das einfach nicht. Jetzt kann man argumentieren und sagen, dass sie mir nicht vertraut. Aber das ist es nicht alleine, sie ist in diesem Punkt auch einfach nicht gehorsam und folgsam. Sie will das nicht. Ende!
Also blieben wir am Ball, selber blieben wir ruhig, aber konsequent und gaben ihr zu verstehen, dass wir wollen, dass sie einsteigt und nur das ist eine Option. Plötzlich hatte sie ein Einsehen mit uns und nach zwanzig Minuten stieg sie ein.
Erst mal fuhren wir auf die Autobahn in Richtung Halle. Kurz telefonierte ich mit Martina, was sie meint, was besser wäre. Nur eine Runde fahren oder auch zur Halle. Wir entschieden uns für die Halle. Dort angekommen musste sie erst im Anhänger warten bis ich den Umschlag mit der Hallennutzung eingeworfen hatte. Das muss sie auch noch lernen. Michelle passte auf Luci auf.
Nach dem Aufsteigen war sie erst Mal aufgeregt und wollte den neuen Ort erkunden, musste aber beim Anhänger bleiben. Das Interessante war, dass die Aufregung sofort in dem Moment verschwand als ich den Sattel auf dem Arm hatte. Ihr Gesichtsausdruck war gleich anders und sie forderte ihr Leckerlie ein. In der Halle waren wir zunächst alleine und wanderten zu Fuß auf jeder Hand eine Runde. Beim Reiten merkte ich, dass ich die Bewegung gut gefiel. Sie lief motiviert. Auch wenn sie auf der linken Hand erst zum Fleiß aufgefordert werden musste. Den Galopp nahm sie gerne an. Irgendwann war dann die Puste aus. Im Training sind wir nicht wirklich.
Zufrieden sah sie aus, wie jemand der sich zum Sport durchgerungen hat und danach total zufrieden und ausgeglichen mit sich wirkt. Beim Verladen wollte sie wieder nicht einsteigen. Diesmal gingen wir direkt auf Stufe zwei über und dann war sie auch unter 5 Minuten im Anhänger.
Zurück im Stall war sie ausgeglichen. Kein Ohren anlegen, einfach ein zufriedenes Pferd.
Was sollte mein Fazit daraus sein.
Das Verladen auf diese Weise gefällt mir nicht. Ich möchte mein Pferd nicht in den Anhänger zwingen, aber ich kann sie auch nicht reinsteicheln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Luci das Thema jemals toll finden wird. Sie wird es akzeptieren müssen. Ich glaube nicht, dass ich von ihr erwarten kann, dass sie die Notwendigkeit versteht. Sie wird es eben ohne Bock machen müssen.
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