Wir finden uns….jeden Tag ein bisschen mehr

Da unser Reitplatz nun endgültig aufgegeben hat, bleibt uns nur das Gelände zum Reiten übrig. So versuche ich tapfer ob Regen oder nicht mit Luci loszuziehen.

Ausgerüstet mit einer Reflexjacke und einer Reflexdecke drehen wir unsere Runden. Seit die Maisfelder ab sind, ist Luci schon wieder entspannter unterwegs. Dennoch ist sie immer aufmerksam und schnell aufgeregt.

Ich merke, dass sich meine innere Einstellung zu diesem Thema immer mehr entwickelt und ich so gelassener mit der Situation umgehen kann. Während mich Lucis „Attacken“ vor einiger Zeit noch sehr genervt haben, habe ich mittlerweile einfach akzeptiert, dass es bei ihr so ist.

Wenn ich bemerke, dass sie unruhig wird, spreche ich beruhigend mit ihr, sage ihr, dass alles gut ist und sie das toll macht. Die Momente des Aufregens werden deutlich kürzer und wenn sie unruhig bleibt, geht sie trotzdem weiter. Seit ich eingesehen habe, dass mir die Aufregung egal sein muss und ich Luci eher sehen kann, wie ein Kind, dass sich fürchtet, ist der Druck aus der Situation. Es fühlt sich so an, als ob meine Souveränität und Gelassenheit wächst und Luci es auch bemerkt hat. Ihr Vertrauen, dass ich die Situation richtig einschätze, wächst.

Ob ich diese Geduld und Gelassenheit behalte, wird sich zeigen, wenn wir unsere Ausreitstrecken ausweiten.

Gestern waren wir im Regen unterwegs und sind ein bisschen von unserer Hausrunde abgewichen. Das hat die ganze Aufregung zurück gebracht und Luci ist einmal so erschrocken, dass sie fast auf der Straße ausgerutscht wäre. Danach hat es einige Zeit gedauert, bis sie wieder ruhiger wurde. Da die Wiesenwege mittlerweile so weich sind, dass man kaum Schritt darauf reiten kann, trabe ich auf dem Feldweg. Der ist allerdings mit Schotter befestigt und hat oben eine Erdschicht drauf. Wohl fühle ich mich dabei nicht, aber irgendwie müssen wir auch traben.

Während dieses Traben und der kurze Galopp auf dem Weg noch sehr aufregend waren, war Luci heute sehr gut drauf.

Obwohl der Hof im Moment rappelt voll mit fremden Dingen ist, nimmt Luci die Situation sehr gelassen. Wir schlängen uns um die Fahrzeuge und plötzlich ist auch der Rasenmähroboter nicht mehr so schlimm. Dann wurde es heute sehr spannend. Von irgendwoher kam ein großer Schwarm Möwen, die sich auf dem Feld links und recht des Wiesenweges niederließen und einen ziemlichen Krach machten. Eigentlich fand Luci die Situation unheimlich und sie machte Ansätze stehen zu bleiben. Ich sagte ihr immer wieder wie brav sie ist und so kamen wir sicher und ohne zu zucken an den Möwen vorbei.

Auf unserem Feldweg übten wir heute den Reitersitz zu lesen. Umstellen auf die linke und rechte Hand nur über den Sitz. Dabei halfen mir die Inspirationen aus dem letzten Bent Kurs sehr weiter. Dafür gab es natürlich Leckerlies. Dazu kamen Schulterherein und Kruppeherein. Das anschließende Traben war viel besser und leicht in der Hand. Der Galopp war heute sehr gleichmäßig und in einem guten Tempo.

Nur schade, dass unsere Ausreitwege nicht so schön sind. Ein bisschen weichere Böden würden mir mehr gefallen. Eine andere Lösung wäre, dass wir es bis in den Wald schaffen, aber das ist noch ein weiter Weg.

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