Trainingswochenende im April

Ich kann es nicht oft genug sagen: „Ich habe ein wundervolles und großartiges Pferd!“ Sie ist mein Lehrmeister und mein Wegweiser. Wie wachsen jede Sekunde mehr und mehr zusammen. Aber nun von vorne.

Wir sind in Lüdinghausen bei Marius Schneider. Leider muss ich euch schon jetzt enttäuschen, es gibt keine Bilder und keine Videos. Für mich braucht es das auch nicht, denn das Gefühl und die Momente, die wir erleben durften, kann man einfach nicht in Bildern darstellen.

Auf unserem Plan steht das Reiten. Ich muss dringend meine Fähigkeiten im Sattel schulen. Da wir das Thema Tempo und Energie gut im Griff haben können wir gleich an unsere rechte Hand gehen. Da hakt es nämlich und vieles fällt uns schwer. Besonders das Schulterherein fühlt sich immer schleppend und schwer an und die Kraftübertragung von hinten nach vorne will nicht so wirklich entstehen.

In der ersten Einheit reite ich vor und gemeinsam mit Marius definieren wir unsere Arbeitsthemen für das Wochenende. Meine Ideen stimmen mit seinen überein und nahtlos geht es zu den Übungen über, die uns helfen werden.

Vor allem ist es mein Sitz auf der rechten Hand, der Luci stört. Daran arbeiten wir und es gelingt mir das neue Sitzgefühl anzunehmen. Zwar fühlt es sich so an als ob ich nach innen herunterfallen würde, aber in Wahrheit sitze ich genau richtig. Der Körper und seine Wahrnehmung sind einfach eine Faszination an sich. Zum Glück sind wir beide mein Körper und mein Geist gerne bereit Neues auszuprobieren, so dass wir schnell die ungewohnte Haltung annehmen können.

Dadurch haben wir die Hüfte gut vorne behalten können und das Schwingen fällt auf einmal viel leichter, so dass wir ein immerhin ein Schulterherein erreichen. Damit wir lernen es auf einer gerade Linie ohne Schwanken zu reiten, sollen wir es auf der Viertellinie ausführen. Da die Sonne so wunderbar in die Halle scheint, haben wir eine tolle Linie zu Orientierung.

Da zeigt sich dann auch gleich unser nächstes Problem. Luci drängt in die Halle hinein. Wir brauchen also eine Übung, damit das nicht mehr passiert. Marius schlägt vor dann nach außen zu vergrößern. Ungläubig frage ich nach: „Im Schulterherein?“. Grinsend nickt er. Oh je…denken Luci und ich.

Unser erster Versuch geht natürlich schief. Während wir uns verwirrt fragen, wie es gehen soll, erklärt uns Marius das Vorgehen. Wir wollten zuerst mit der Hinterhand anfangen, sollen aber zuerst die Schultern verschieben. Mein Einwand, dass dadurch ein Kruppeherein entstehen wird, ist richtig. Es ist also eine Frage des Timings. Zunächst müssen wir die Vorhand nach außen verschieben. Dabei muss die richtige Dosis gewählt werden und der richtige Moment abgepasst werden, um mit dem inneren Schenkel die Hinterhand mitzunehmen. Damit die Schulter nicht ausweicht, muss gleichzeitig der äußere Zügel verwahrend eingesetzt werden mit dem Gefühl die Schulter wieder nach innen zu führen, es aber nicht wirklich zu tun. Puh! Das wird ein bisschen Übungszeit brauchen.

Sicher könnt ihr euch vorstellen, dass unsere Köpfe qualmten. Nach ein paar Versuchen haben wir aber den Dreh raus. Luci ist erst recht ratlos, aber dann legt sie den Schalter um und schnurrte im Schulterherein auf die Bande zu. Auf der linken Hand natürlich viel schöner als auf der rechten. Die Linke ist zum Fühlen da, damit wir wissen wie es sich anfühlen soll, damit wir es auf der rechten suchen können.

Nachdem wir es ein paar Mal bis zur Bande geschafft haben, sollen wir nun das Vergrößern nur nutzen, um das Reinlaufen nach innen unter Kontrolle zu halten. Wie sagt Marius so schön: „Wenn ihr nicht wisst wie ihr etwas abstellen könnt, dann kann man es auch nicht abstellen. Dann muss man zuerst dem Pferd die Übung bzw. Hilfe erklären, die dafür benötigt wird. Erst dann kann man zurück zur Situation gehen und die Hilfe bzw. das Werkzeug einsetzen, um das Problem abstellen zu können.“ Alle müssen schmunzeln. So logisch und doch denken wir nicht dran.

In unserem Fall müssen wir zuerst lernen, wir man im Schulterherein vergrößert, um während des Schulterhereins das Reinlaufen abzustellen.

Neben diesem Thema üben wir auch das Kruppeherein auf der Viertellinie. Da verlaufen wir uns meistens nach außen. Auch hier gibt es eine wichtige Sitzkorrektur, die uns schon ganz viel hilft.

Natürlich waren auch die Traversalen ein Thema. Auf der linken Hand gelingen sie uns schon recht gut, aber rechts kommen wir einfach nicht vorwärts. Da fehlt noch die Balance. Hier üben wir zuerst auf die Diagonale zu kommen und bei einem guten Vorwärts vorsichtig die Hinterhand anzusprechen. Wichtig dabei ist, den Punkt nicht zu überschreiten, wo die Balance verloren geht, sondern sich an Lucis Grenzen zu fühlen. Da brauchen wir noch viel Zeit. Gerne falle ich nach außen und darf von Luci nichts erwarten, solange ich nicht richtig sitze. Aber wir haben an diesem Wochenende gute Wege eingeschlagen und ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Stück des Weges sicher zuhause bis zum nächsten Termin weiter gehen werden können.

Die letzte Einheit am Sonntag ist dann einfach grandios. Ich muss jetzt noch breit grinsen, wenn ich daran denke. Unsere neu gelernten Übungen können wir gut zeigen. Also geht es in die Trabarbeit. Luci ist so wach und so leicht. Auch wenn es hier etwas schwerer ist die Balance in den Seitengängen zu halten, können wir aber auf jeder Hand gute Momente erwischen.

Nach einigen Minuten wird Luci schwerer und müder. Marius bestätigt mich in der Idee sie dann anzugaloppieren. Naja, was soll ich sagen. Ich denke Galopp und zack geht es los. In einem wundervoll großen Zirkel ohne auf die innere Schulter zu fallen galoppieren wir Runde um Runde. Ich kann innerhalb des Galopps mit der Gerte die Schulter führen und sie locker auf der langen Seite ein Stück gerade aus schicken. Einfach grandios, es war so schön und wir waren uns so einig.

Diese Einheit ist ein Geschenk und ich genieße es so sehr und ich glaube auch Luci ist über sich selbst entzückt. So kann es weiter gehen. Ich werden den Verdacht nicht los, dass unser Karsten Kühntopf mit seinen magischen Händen einen großen Anteil dazu beigetragen hat.

Wir haben gute Hausaufgaben und wir freuen uns drauf. Der nächste Kurs in Lüdinghausen ist im Mai.

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