Wir wachsen über uns hinaus

Was uns nicht umbringt macht uns stärker – oder wie wir über uns hinauswachsen.

Nach einem tollen Lehrgang geht es nach Hause. Unser Auto war in der Woche zuvor in der Werkstatt und hatte eine neue Servopumpe bekommen. Man fühlt sich sicher, weil das Auto in der Werkstatt war und Menschen mit Ausbildung und Verstand an diesem gearbeitet haben. Leider ist das kein Garant für Sicherheit.

Ungefähr 20km vor unserem Zuhause sah ich etwas Schwarzes im Rückspiegel davon fliegen. Genau in diesem Moment wusste ich, dass es jetzt nur noch eins gibt: „Durchhalten!“

Jeder, der uns länger kennt, weiß, dass das Thema Anhängertransport für uns schwierig ist. Nun saß ich da in meinem Auto auf der A2 ca. 20km vor meinem Zuhause und keine Ahnung wie weit von der nächsten Abfahrt entfernt in meinem Auto und wartet auf das was nun folgen würde.

Als erstes ging die Batterieleuchte an, danach die Anzeige fürs Kühlwasser. In diesem Moment wusste ich, wenn ich jetzt auf die Anzeige für die Temperatur schaue, erwartet mich nichts Gutes. Dem war auch so. Das Kühlwasser schien bereits zu kochen.

Torsten hatte ich schon am Telefon (Headset natürlich). Während ich auf dem Standstreifen mit Warnblicker fuhr, schrie ich ihn die ganze Zeit an. Er soll losfahren und uns retten und ich würde auf gar keinen Fall auf der Autobahn anhalten. Es gab echt einen Moment der totalen Panik. Mir war klar, ich muss ihn anschreien nur so würde ich es bis zur Autobahnabfahrt aushalten. Endlos wenig dauerte es bis ich das Schild zur nächsten Abfahrt entdeckte. 2000m stand drauf und Bad Oeynhausen. Gott sei Dank dachte ich. Dort kenne ich mich aus und notfalls laufe ich zu Fuß, nur runter von der Autobahn.

Endlich erreichten wir die Abfahrt. Es konnte den Wagen nur mit Kraft um die Kurve lenken. Auf der Abfahrt ging es mir schon besser, endlich runter von der Autobahn. Unten an der Ampel sah ich den Wasserdampf aus dem Auto aufsteigen. Ich fuhr nur noch von der Straße runter und parkte Luci so, dass ich sie im Notfall sicher ausladen könnte. Der Platz war gut, dachte ich. Hier an der Kreuzung halten viele Leute an, sie fahren langsam und jemand wird mir helfen, wenn Luci durchdreht. In der ganzen Zeit kamen genau drei Leute, die mich fragten, ob ich Hilfe brauche.

Als Torsten wusste wo ich stehe, rief ich Martina an. Ich wusste sie würde dafür Sorgen, dass ich Luci im Anhänger lasse. Das tat sie auch, sie redete auf mich ein und wusste genau, was zu sagen ist, damit ich nicht durchdrehe.

Luci war echt so cool. Zwar scharrte sie zwischendurch mal mit den Füßen, aber sonst tat sie nichts. Zum Glück hatte ich 2015 Stützen an meinen Anhänger anbringen lassen, so dass wir den Anhänger abhängen und den Dodge zur Seite schieben konnten. Anschließend hängten wir den Audi an und ich brauchte Luci nach Hause. Zum Glück hatte ich an der Ampel angehalten, denn im Ort war Kirmes. Das wäre ja was geworden.

Luci war so brav und stieg zuhause aus wie immer. Ich war einfach nur froh, dass wir zuhause waren und organisierte das Abschleppen des Dodges. Montag müssen wir dann das Gespräch mit der Werkstatt führen.

Diese Erfahrung war immer meine Horrorvorstellung. Alleine mit dem Auto und Pferd unterwegs und dann eine Panne bekommen. Ich bin so froh, dass ich diese Stützen hatte. Kann ich nur jedem empfehlen. Ich liebe mein Pferd für seine Nerven und bin überrascht über mich, dass ich das so gut ausgehalten habe. Es hat uns stärker gemacht und ich bin froh zu wissen, dass Luci diese Situation aushalten kann.

Aber die Entscheidung ist getroffen. Der Dodge muss gehen. Das Risiko ist uns einfach zu groß. So sehr ich ihn mag, aber der Rost und diese zunehmend anfallenden Reparaturen sind einfach unwirtschaftlich und zu riskant. Ich möchte sicher unterwegs sein und keine Angst haben müssen, stehen zu bleiben. Mal sehen wohin uns diese Reise führt.

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