Heute gehe ich mit Jessi wieder auf unserer Hofstraße auf und ab als Vorbereitung für das Spazieren gehen im Gelände. Die eine Richtung ist völlig ok, aber der Rückweg ist gruselig. Sie schaut dann mit dem linken Auge und probiert mit dem rechten Augen die unheimlichen Ecken anzusehen. Obwohl sie hektisch wird, hört sie noch gut zu.
Ich probiere den Weg ein paar Mal zu machen und lasse sie viel gucken, aber es wird immer schwieriger anstatt besser. Vielleicht hat sie zu viel Dampf auf dem Kessel. Die Pferde bewegen sich aufgrund der harten Böden nicht sehr viel.
Zwar ist der Reitplatz gefroren, aber der Boden ist gleichmäßig. Die erste Aufgabe bei der Distanzarbeit ist die Distanz einzuhalten. Sie möchte gerne näher, aber sie soll den Abstand einhalten. Sie dreht den Kopf zu mir rein und wartet darauf, dass ich sie einlade. Das ich es nicht tue gefällt ihr gar nicht. Ich warte bis sie endlich den Kopf nicht mehr rein nimmt und sie sich auf die Distanz konzentriert. Danach folgen die Handwechsel. Ich achte penibel darauf, dass ich mich nicht wegschieben lasse, sondern sie von mir weg in die neue Richtung läuft. Erst findet sie es unerhört, aber dann akzeptiert sie es.
Als nächsten Schritt möchte ich das Anhalten dazu nehmen. Das möchte sie gar nicht verstehen, puscht sich völlig hoch, weil ihre erste Reaktion nicht sofort richtig war. Sie wird sogar einmal so wütend, dass sie mir ihren Hintern zu wendet. Dann sind die Momente, wo sich viel bewegt. Sie ist die ranghöchste Stute. Alle wissen, wenn Jessi schlechte Laune hat, hält man besser Abstand. Jessi ist es nicht gewohnt, dass andere sie bewegen. Vorher war das Spiel in Ordnung, aber jetzt gefällt es ihr nicht mehr.
Ich bleibe ruhig, mache immer das Gleiche, bis es gelingt. Dann lobe ich sie, kraule sie…das findet sie super. So wächst das Interesse daran, was denn nun richtig war und worauf sie achten muss. Dann geht es fix, sie hat das “Neue” verstanden und kann meine Körpersprache lesen. In einer Mischung aus Lob und dem geben was sie möchte, nämlich Nähe, lernt sie die neue Hilfe fürs Anhalten sehr schnell und reagiert fein auf die ersten Zeichen. Man kann richtig spüren wie zufrieden sie mit sich ist. Sie hat es verstanden und sie bekommt ihren Körperkontakt, die sehr gerne mag. Sie ist dran und sie hat mich für sich alleine.
Die Bindung und die Kommunikation wächst mit diesen Situationen wenn sie gut laufen sehr schnell. Sie behalten und bewahren es, diese positiven Erlebnisse. Diese Moment sind so wichtig und obwohl sie so klein sind, bilden sie das stabile Fundament für alles andere was folgen wird.
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