Resümee

Ich habe wirklich mit mir gerungen, ob ich so offen und ehrlich sein soll. Es gibt genug Shirebesitzer, die sich entscheiden es zu verheimlichen. Mir ist auch bewusst, dass es bald viele schlaue Menschen geben wird, die sagen werden: Ich habe es schon immer gewusst, dass du etwas falsch machst. Vielleicht gibt es auch ein paar, die nur darauf gewartet haben. Ich für mich weiß, dass ich sehr gewissenhaft bin und mir immer sehr viele Gedanken mache und ich weiß auch, dass Erfahrung etwas ist, was man erst hat, wenn die Situation vergangen ist, in der man sie gebraucht hätte. Entwicklung ist, diese Erfahrung für die Zukunft zu nutzen.

Ein Blick zurück ist immer lohnenswert. Obwohl ich so selten dazu komme Princess zu reiten, gibt es trotzdem Fortschritte. Das Reitgefühlt im Schritt hat sich ganz toll entwickelt. Princess braucht zwar nach wie vor noch ein paar Minuten bis sie in den Fleißmodus wechselt und die Bremse löst, aber dann ist sie schön fleißig und flüssig im Bewegungsablauf.

Weil wir ich sie nun intensiver reiten möchte haben wir auf den Rat unseres Hufschmiedes hin Röntgenbilder machen lassen, um die Stellung der Vorhand zu checken. Unser Hufschmied rät uns zu Eisen, ob die Stellung gut aussieht. Aus seiner Erfahrung heraus kommen die schweren Pferde nur selten ohne Eisen aus, wenn sie als Reitpferd genutzt werden. Bei Luci hatte ich über viele Jahren einen Huforthopäden. Anfangs war ich sehr zufrieden damit. Über zehn Jahre hat er die Hufe meiner Pferde bearbeitet. Bis zu dem Tag als Luci lahm ging, mich ein Hufschmied zur Seite nahm und mir ohne Schnörkel erklärte, was passiert, wenn ich nicht endlich was ändern würde. Das war 2015. Seit dem ist Luci beschlagen.

Schon immer wollte mein Schmied, dass wir auch Röntgenbilder von Luci machen. Wenn sie wieder lahmt, dann müssen wir auf jeden Fall welche machen. Gelahmt hat sie nicht. Da der Tierarzt zum Bilder machen da war, haben wir aber auch Luci mit geröntgt. Auch weil ich so ein Bauchgefühl hatte.

Mir war immer klar, dass irgendwann die typische Hufknorpelverknöcherung ein Thema wird. Dass es so schnell sein würde, war für mich überraschend. Luci ist leider betroffen. Dazu kommt, dass sie ein gebrochene Zehenachse hat. Nachdem mein Schmied die Bilder gesehen und beurteilt hat, war bei mir erst einmal Chaos angesagt und ich war mit dem vollen Programm der Vorwürfe etwas falsch gemacht zu haben beschäftigt. Rauf und runter ging es in meinem Kopf, was ist schief gelaufen, wo hätte man etwas anders machen können, hätte man es überhaupt verhindern können, ab wann war es überhaupt da, wann ist es entstanden? Das Wochenende war schrecklich, die Mülltonne war gut gefühlt mit Taschentüchern.

Einmal muss man ehrlich sein und feststellen, dass die Zuchtauslese der Shire Horses keinen Wert auf gesunde Hufe legt. Es gibt keine Untersuchung, die den Zustand der Hufe bzw. der Stellung im Hinblick auf Pferdegesundheit berücksichtigt. Aus meiner Sicht liegt da der größte und erste Fehler. Man möchte große Hufe, ob sie gesund sind und ob die gewünschte Stellung gesund ist, interessiert die Richter für Zucht und Körung aus meiner jahrelangen und persönlichen Erfahrung nicht.

Fazit und Notiz an mich: Kaufe kein Shire ohne Röntgenbilder, egal wie alt! Mache jedes Jahr Röntgenbilder!

Als ich Luci gekauft habe, kam sie aus England und lief klamm auf den harten Böden. Mein Huforthopäde, dem ich damals vertraute, sagte, dass es womöglich davon käme, dass Luci bisher keine harten Böden erlebt hätte. Damals hatte sie auch Hufkrebs und mein Huforthopäde hat mir damals sehr gut damit geholfen, so dass der Hufkrebs schnell unter Kontrolle war. Das klamme Laufen auf harten Böden verschwand. Deshalb hörte ich nicht auf den Hufschmied, der mir damals schon sagte, dass ein Shire vermutlich nicht ohne Eisen auskäme.

Ich glaubte an die Huforthopädie und denke auch heute noch, dass sie ein gutes System ist. Allerdings verpasste mein Huforthopäde den Moment als es bei Luci in die falsche Richtung ging.

Mein heutiger Hufschmied erklärte mir, dass der Huf durch die Abnutzung in seiner Hornkapsel immer enger geworden sei. Dadurch haben die Strukturen nicht genug Platz und das kann eine Hufknorpelverknöcherung begünstigen. Die Hornkapsel muss groß genug gehalten werden. Zwar sahen die Hufe immer toll aus, ohne Risse, keine Flügel etc. Schön Hufe von außen betrachtet.

In der Tat habe ich nachdem ich Luci vermehrt unter dem Sattel gearbeitet habe, immer mal wieder den Huforthopäden nach einem Hufschutz gefragt, weil ich das Gefühl hatte, dass Luci vorsichtig mit ihrer Vorhand umging. Aus seiner Sicht war immer alles ok.

Fazit und Notiz an mich: Mache jedes Jahr Röntgenbilder! Hör auf dein Bauchgefühl. Achte darauf, dass dein Hufbearbeiter sich fortbildet und mit anderen Experten zusammenarbeitet.

Der nächste Faktor war das Gewicht. Schwere Pferde neigen zu Hufknorpelverknöcherung. Unseren Pferden ging es immer gut, sie waren dick und rund. Darüber brauche ich gar nicht lange nachdenken.

Fazit und Notiz an mich: Dick und rund ist ungesund! So schwer wie es mir fällt, achtet ich seit dem extrem auf die Futtermenge. 24 Stunden Heu/Heulage 7 Tage die Wochen sind nicht gesund! Wir wiegen die Heulage ab und füttern Stroh dazu. Die Weide wird über ein Zaun weitergesteckt.

Ein weiteres Thema und das mit am emotionalsten war die Art und Weise der Ausbildung. Hat meine Art zu Arbeiten die Hufknorpelverknöcherung begünstigt? Diese Dinge zu durchdenken war mit der schwierigste Teil.

Immer wieder waren die Arbeit auf dem Zirkel ein Thema, immer wieder habe ich gehört, ein Shire darf man nicht longieren. Seitengänge sind nichts für schwere Pferde, enge Wendungen sind ebenso ungeeignet. Ein schweres Pferd kann man geradeaus reiten.

Ich sage euch, dass zu durchdenken war nicht leicht. Hätte ich jedes Jahr Röntgenbilder gemacht, hätte ich es für mich einfacher und eindeutiger klären können, vielleicht.

Ich glaube, dass die Aussage Seitengänge sind schlecht und das Longieren auch, absolut ihre Berechtigung haben, wenn man mal sieht wie der große Teil der Pferdewelt longiert und seine Pferde in vermeintlichen Schulterhereins durch die Reithallen treibt.

Natürlich macht man nicht alles richtig und auch ich habe viele falsche Schulterhereins erarbeitet. Allerdings stand bei mir immer die Balance im Forderung. Ich habe mein Pferd nie an der Longe zentrifugiert, ich habe immer ein Tempo gewählt, dass sie in Balance ausführen kann. Dafür wurde mir oft gesagt, dass mein Pferd untertourig laufe. Ja stimmt, aber dafür lief es in Balance. Ich habe sehr viel Zeit in der Schrittarbeit verbracht. Heute ist das Tempo besser und die Balance ist geblieben.

Viele erfahrene Trainer haben mich und Luci gesehen und haben unsere Arbeit gelobt und für gut befunden. Trainer, die viele Pferde sehen und erleben und deren Erfahrung enorm ist. Sie bilden sich in einem großen Brainpool ständig fort, sie sind offen und sie entwickeln sich ständig. Ich vertraue ihnen und mein Bauchgefühl gibt mir dafür grünes Licht.

Fazit und Notiz an mich: Vermutlich – nein – eigentlich bin ich mir sicher, dass meine schonende Art und Weise Luci auszubilden der Faktor ist, der dafür gesorgt hat, dass der Befund in ihren Hufen bisher unproblematisch war.

Gesamtfazit:

Mein erster Impuls war alle Shire bis auf Luci zu verkaufen und mir ein unkaputtbares irgendwas Pferd zu kaufen. Mit dem alles viel leichter ist als mit einem schweren Shire Horse. Durchgesetzt hat sich mit einem ganz sicheren Gefühl, dass die Shire meine Passion sind und meine Kunst und Leidenschaft es sein wird, diese Pferde mit all ihren Problem in Balance zu bringen, sie leichtfüßig werden zu lassen und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen.

Alle Pferde, mit denen ich arbeite, werde ich röntgen, ob es ein Shire ist oder irgendwann ein anders Pferd.

Der Hufschmied wird Lucis Stellung verändern, um die gebrochene Zehenachse zu korrigieren. Ein bisschen Angst habe ich, was diese Veränderung mit dem System Huf machen wird. Mein Schmied ist zuversichtlich, dann möchte ich es auch sein.

Wenn der Schmied mir dazu rät, dass Princess Eisen bekommt, dann wird sie das auch. Ich vertraue ihm!

Womit ich mir auch ganz sicher bin:

Jeder Shirebesitzer, der sagt, dass sein Pferd keinen Befund auf seinen vier Hufen hat, lügt zu vermutlich 95% oder hat sich noch nicht getraut Röntgenbilder zu machen. Oder anders herum: Ohne ein aktuelles Röntgenbild, glaube ich ihm kein Wort. Weiterhin gilt: Jeder Shirebesitzer dessen Pferd tatsächlich keinen Befund hat, ist sehr gesegnet und sollte sich jeden Morgen sagen, was er für ein unglaubliches Glück hat.

Die SHS wird ihre Idee über die Zucht vermutlich nicht auf das Thema “Shirehorsegesundheit” ausrichten. Das bedeutet die Politik wird sich nicht zu Gunsten der Pferde ändern, sondern sich an dem ausrichten, was für Aufmerksamkeit sorgt. Der Aspekt der Gesundheit bleibt an den Züchtern hängen, die einen Spagat zwischen den Ansprüchen der Zuchtrichter und den Ansprüchen an ein gesundes Shire Horse leisten müssen/können (Es steht ihnen frei). Es ist fraglich, wer da den Kampf gewinnt. Vor jedem Züchter, der eine gewissenhafte Auslese betreibt, den Aspekt des Ekzems beachtet und nur mit Shires mit möglichst gesunden Hufen züchtet, ziehe ich meinen Hut.

Ich werde auf jeden Fall berichten, wie es mit Luci und unseren anderen Shire Horses weitergeht.

 

 

 

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