Wir fahren in die Halle. Luci wird beim Anhängen heute nur ein bisschen wild. Es bleibt bei einem Kopfschüttler. Sie steigt auch ohne zu Zögern ein. Das ist ein guter Start.
An der Halle angekommen merken wir gleich, dass heute ordentlich Betrieb ist. In der großen Halle ist ein Dressurlehrgang. Das bedeutet viele Anhänger und viele Reiter in der kleinen Halle.
Trotzdem stürzen wir uns ins Getümmel. Luci macht ihre Sache gut. Oft wird es sehr eng und ich merke, dass ihr das ganz schön unheimlich ist. Die anderen Pferde fürchten sich aber auch vor uns.
Unsere Routine können wir heute nicht richtig reiten, weil wir zwischen den anderen Pferden immer aufpassen und die Bahnregeln einhalten müssen. Die sind bei mir ganz schön eingestaubt.
Wir beide tun uns sehr schwer auf der linken Hand. War wir im Schritt mit viel Konzentration hinbekommen, möchte im Trab so gar nicht klappen. Ich komme mir so verdreht vor und irgendwas tue ich mit meinem Körper, dass Luci dazu bringt immer ein bisschen im Kruppeherein zu laufen. Ich probiere aus, wo es in meinen Sitz hakt und habe das Gefühl, dass sich vor allem mein Oberkörper nach außen dreht. Ich versuche ganz bewusst nach innen zu drehen. Luci fällt auf die innere Schulter und der Kreis wird immer kleiner. Es wäre jetzt, so glaube ich, falsch die Schulter herauszuarbeiten und so versucht ich das innere Hinterbein dazu zu bringen unterzutreten. Mit meinem Schwerpunkt versuche ich das anschließende Fallen auf das innere Vorderbein durch eine Verlegung im Schwerpunkt nach außen Richtung äußere Schulter zu verringern. Jedenfalls denke ich, dass ich das so tue.
In Lucis Bewegung verändert sich etwas. Sie wirkt stabiler. Der Kreis hört auf kleiner zu werden. Das Tempo bzw. der Takt wird ruhiger, aber gleichzeitig fließender in seinem Rhythmus. Das Gefühl des nach innen Fallens der inneren Schulter verschwindet. Ich nehme das gefühlte Schneckentempo im Trab in Kauf. Der Vorgriff den inneren Hinterbeins scheint klein zu sein, aber es fühlt sich so an, als ob er unter das Pferd geht und dass das innere Hinterbein seine Aufgabe des Tragens übernehmen möchte. Vorher fühlte es sich nur wie ein Rausschieben an. Während ich da so reite, hoffe ich, dass ich bloß in die richtige Richtung arbeite. Mein nächster Unterricht ist erst Anfang April.
Am Ende probieren wir den Galopp. Genau, zwischen allen anderen Pferden. Das klappt, aber ich spüre genau, wie alle Reiter die Luft anhalten. Für unseren Galopp hatten wir noch nie so wenig Platz und das zeigt mir, dass wir aus der Phase „Wir galoppieren überhaupt“ in die Phase „Wir versuchen den Galopp zu formen oder wir versuchen in Galopp nicht nur Gast zu sein“ betreten haben.
Luci ist sichtlich zufrieden mit sich. Beim Verladen wird es noch mal stressig. Um uns herum wiehern und tobten Pferde in Anhänger. Wir haben nur wenig Platz zum Verladen. Luci wird das zu eng. Sie möchte nicht einsteigen. Als wir die Trennwand weitstellen, steigt sie brav ein und bekommt ihren Hafer als Belohnung. Heute muss sie zuhause nicht wieder einsteigen, sondern nur im Anhänger bei offener Stange warten, bis ich sie rausschicke. Vor dem Anhänger warten wir noch einen Moment und dann darf sie in den Stall.
Ich bin sehr zufrieden mit uns. Wir zanken uns nicht mehr beim Verladen und haben eine vollgestopfte Reithalle gut gemeistert.
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