Nach einer Woche Urlaub startet heute wieder das Training mit Luci. Die Pferde waren heute auf der frischen Wiese und scheinen sich alle ordentlich die Mägen voll gehauen zu haben. Eigentlich hat Luci keine Lust und eigentlich ist sie noch beleidigt, weil ich eine Woche nicht da war.
Beim Putzen genießt sie heimlich, aber schaut immer noch grimmig. Die ersten Runden auf dem Reitplatz ist sie träge und kann sich nur mühsam aufraffen. Die linke Hand ist im Moment unsere Baustelle. Sie fällt auf die innere Schulter. Was uns hilft ist Kruppeherein und sich darauf langsam wieder ins Gerade schleichen. Das kann und möchte sie aber nur kurz halten. “Viel zu anstrengend!”, findet Luci. Sie möchte sich lieber schleppend auf der Vorhand bewegen: “Kein Sport heute, nein danke!”
Ich fange immer nett an bei Luci und lobe für kleine Bemühungen, aber dann kommt der Punkt, wo sie gefordert werden muss. Sie macht jede Übung auf ihrem untersten Sparprogramm, aber sie möchte nicht runter vom Sofa. Ich frage in der Übung nach mehr Energie und wenn sie die aufbringt nur für einen kurzen Moment, einen Schritt, dann lobe ich sie.
Zum Entspannen und Wachwerden in der nächsten Gangart traben wir große Runden. Fleißig soll sie traben, die Körperhaltung z.B. die Kopfposition darf sie in dieser Phase selber bestimmen. Den Weg suche ich aus. Auch hier fällt besonders auf der linken Hand auf wie schwer es ihr fällt außen zu bleiben.
Dann arbeiten wir im Trab mit den Seitengängen. Hier fange ich mit einem Kruppeherein an, um die innere Schulter zu heben und dann führe ich sie langsam ins gerade ohne wieder schwer auf die innere Schulter zu fallen. Mittlerweile gelingt es mir im Kruppeherein locker mit zu gehen in meiner Hüfte und mich nicht andauernd in den Schultern zu verdrehen und fest zu werden.
Langsam ist Luci wach und es wird Zeit die Leichtigkeit in den Schultern für einen Schritt mit ins Schulterherein im Trab zu nehmen. Das Tempo ist langsam, aber der Schwung bleibt im Körper. Genau das möchte ich fühlen und es gelingt ihr den Widerrist oben zu halten. Ich weiß genau wie schwer ihr das fällt. Sie muss ihren inneren Schweinehund überwinden und es ist körperlich anstrengend für sie. Besonders auf der linken Hand fällt es ihr sehr schwer das innere Hinterbein unter die Masse zu führen.
Zum Abschluss schaue ich mir den Galopp an. Wenn ich im Trab gut gearbeitet habe, wird sich der Galopp gut anfühlen. Beide Hände fühlen sich – jede auf ihre Art – für eine Woche Pause super an. Auf der rechten Hand muss ich gar nicht darauf achten, dass sie durch galoppiert, sondern kann sie zu einem schönen Tempo arbeiten. Wenn ich mir vorstelle, wie gerannt und wild der Galopp noch vor einem halben Jahr war. Selbst auf der linken Hand springt sie gut an. Hier möchte ich nur groß bleiben im Galopp, also nicht auf die innere Schulter fallend immer kleinere Runde drehen. Klappt! Das hat sie wirklich super gemacht.
Auch die Übergänge vom Galopp in den Trab werden immer besser. Diese Übergänge bzw. der Trab nach einem Galopp sagen sehr viel über die Qualität des Galopps aus. Auf der rechten Hand ist heute fast keine holprige Phase, auf der linken Hand schon noch.
Zum Runterfahren arbeite ich an der Hand am Problem mit der inneren Schulter. Besonders in der Handarbeit schiebt sie dadurch gegen mich. Dafür möchte ich, dass sie ähnlich der Arbeit im Stehen ihr Gewicht mehr auf das äußere Vorderbein bringt. Jedes Mal wenn sie gegen mich drängt, gebe ich eine entsprechende Hilfe in dem Moment, wo das äußere Vorderbein in der Luft ist. Sie soll das Bein nach außen in Richtung Zirkel vergrößern bringen. Ob diese Übung das gewünschte Ziel bringt, weiß ich noch nicht. Wir lassen uns überraschen und sehen wohin der Weg führt.
Views: 55