Spontaner Besuch auf einem Seminar mit Bent Branderup

30.9. – 1.10. 2017


Eigentlich hatte ich mich schon damit abgefunden, dass ich in diesem Jahr nicht mit Pferd an einem Bent Branderup Kurs teilnehmen würde. Manchmal kommt es jedoch anders als man denkt.

Ich glaube, dass es ein Sonntag oder Samstag war als in meinem Handydisplay Carina Dörflers Namen auftauchte. Nichtsahnend ging ich dran. Ein Kursteilnehmer auf einem Bent Kurs sei ausgefallen und ob ich Zeit und Lust hätte einzuspringen. „Wann?“, fragte ich. „Nächstes Wochenende!“, war die Antwort. Schnell musste ein Familienrat einberufen werden. Die Termine wurden gecheckt und die natürlich auch der finanzielle Haushalt der Pferdefortbildungskasse geprüft. Überall gab es grünes Licht.

Am Freitag beim Verladen hatte Luci eine ganz andere Meinung zu meinen Reiseplänen. Die vielen Besuche an neuen Orten mit neuen Erfahrungen in der letzten Zeit, hatten sie verunsichert. Sie gab mir deutlich zu verstehen, dass sie keine Lust auf neuen Input hatte. Trotzdem konnte ich sie überzeugen einzusteigen. Als wir in Lüdinghausen ankamen, konnte ich ihr die Erleichterung echt ansehen: „Puh, keine neuen Überraschungen, sondern ein Ort, den ich kenne.“

In den Stallungen war es warm für ein Offenstallshire und die Temperaturen waren insgesamt warm, so dass die arme Luci mit ihrem dicken Fell ordentlich schwitzte.

Am Samstagmorgen ging es dann um 9 Uhr mit einem Theorievortrag los. Gerne höre ich Bent zu, man hört immer wieder etwas Neues oder Vergessenen wird wieder wachgerüttelt und neu verknüpft. Die ersten Teilnehmer starteten mit ihren Pferden und bald waren wir an der Reihe.

Unser Thema wie bei allen anderen auch war die versammelnde Arbeit im Schritt und damit die Ausbildung der Hinterhand. Sehen, wann ein Bein kurz tritt, wann hat die Parade den Schub nach hinten raus verkürzt und den Vorgriff zum Schwerpunkt verbessert? Tritt das Bein gerade zum Schwerpunkt oder weicht es aus. Wie bewegt sich die innere Hüfte? Geht sie mehr nach unten oder hebt sie sich mehr? Die verschiedenen Arten der Paraden verstehen, ausführen, fühlen und wissen, wann man sie nutzt. Das Auslassen der Hilfen anwenden und spüren und sehen, ob die Parade zuvor ihren Zweck erfüllt hat.

Luci und mein Kopf haben bald ordentlich gequalmt. In der ersten Einheit verstand ich nur einen Bruchteil von dem, was Bent uns zeigen wollten. In der zweiten Einheit begann ich zu verstehen und konnte gezielter damit arbeiten. Da die Handarbeit mit so einem großen Pferd schwierig ist, führte mich Bent in die Langzügelarbeit. Luci und ich entdeckten so neue Ideen und stellten fest, dass uns diese neue Arbeitsmethode gut gefiel.

Sehr zufrieden mit unserer neu gewonnen Klarheit und einem neuen Weg bzw. einem neu entdeckten Puzzleteil trafen sich alle Teilnehmer abends beim Spanier. Marius und Carina hatten sehr gut gewählt und alle platzten bald satt und zufrieden aus allen Nähten.

Am nächsten Tag probierten wir das neu gewonnen vom Sattel aus. Nun kamen die Paraden im eigenen Körper mit dazu. Das Sehen wurde durch das Fühlen ersetzt. Wann tritt ein Bein kurz, wenn lang? Langsam ging es durch die Paraden auf das linke und das rechte Hinterbein zu den Paraden auf beide Hinterbeine und dann zu den hebenden bzw. Hanken beugenden Paraden. Luci war so gut und gab alles, um zu verstehen. Wir erlebten tolle Momente, wo Luci sich vor mir im Sattel aufrichtet und groß wurde. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Dann wollten wir es im Trab probieren. Luci fand das keine gute Idee, wir übersahen leider, dass sie keine Energie mehr dafür hatte. Sie zeigte es deutlich und wir beließen es dabei. Bent hätte mir gerne diese Erfahrung auch im Trab mit nach Hause gegeben. Aber das machen wir dann einfach beim nächsten Mal.

Ich habe so viel mitgenommen und gelernt. Ich fand es gar nicht schlimm, dass es im Trab nicht mehr funktioniert hat. Wir waren beide in unserem gelben Bereich und haben genug Input, um unseren grünen Bereich zu erweitern. Die Versammlung im Trab kommt auch irgendwann dazu. Alles hat seine Zeit und die nehmen wir uns auch.

Beim Verladen hatte Luci keine große Lust einzusteigen. Die zweitstündige Fahrt war ihr einfach zu anstrengend in diesem Moment und ich musste sie lange überzeugen, dass sie es schaffen würde. Zuhause war sie dann doch sehr froh, dass sie ihren inneren Schweinehund überwunden hatte und zuhause war. Mir geht es ja nicht viel anders. Mich nervt die zweistündige Fahrt auch. Zu zweit wäre es einfach viel kurzweiliger, alleine ist es immer doof. Kann Luci gut verstehen und finde sie sehr tapfer, dass sie es trotzdem für mich macht.

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