Schau hin und hör gut zu…

Beziehungs- und Kommunikationstraining mit Jessi – 11.02.2017

Bevor wir intensiv in die formgebende Bodenarbeit einsteigen, ist eine vertrauensvolle und stabile Beziehung zum Pferd notwendig. Dabei entscheidet jedes Pferd für sich wie man dieses Vertrauen entwickeln kann. Das übliche und tägliche Kraulen und Schmusen darf dabei nicht vergessen werden. Das gefällt den Pferden meistens sehr gut, wenn sie vorher keine unangenehmen Erfahrungen damit gemacht haben.

Wenn es dann um die Frage „Wer bewegt wen?“ geht, entscheidet sich meistens wie das pferdische gegenüber tickt.

Jessi ist ranghoch, aber ein Angsthase. Sie spielt gerne und sucht immer Nähe. Allerdings mag sie es gar nicht, wenn sie von anderen bewegt wird. Sie genießt es sehr die anderen Pferde zu bewegen.

Durch ihre Angst reagiert sie oft unbeherrscht und unüberlegt auf ihre Umwelt oder eben auf Impulse des Menschen.

In der freien Arbeit möchte sie gerne die Richtung, die Distanz und das Tempo selber bestimmen. Bei unseren ersten Gesprächen war sie außer sich vor Empörung über meine Beharrlichkeit und mein Bestreben die Richtung zu bestimmen. Bei der Distanz mache ich keine Kompromisse, die bestimme immer ich, da meine Sicherheit immer an erster Stelle steht. Am Anfang ist die Richtung Thema später das Tempo, wenn es keine Schwierigkeiten mit zu hohem Tempo oder Stehen bleiben gibt.

Grundlegend habe ich das mit Jessi schon besprochen, aber am Anfang fragt sie immer nach und verkündet, dass sie über die Richtung bestimmen möchte. Es kommt mir vor, wie ein Test oder eine Überprüfung meiner Kompetenz. Ihr geht es nicht darum zu bestimmen, sie will nur prüfen, ob ich Zuversichtlich und Souverän bin und ob man sich mir anvertrauen kann.

Schnell stellt sie fest, dass ich auf meinem Standpunkt bleibe und auf die passende Antwort zu meiner Richtungsfrage warte. Die linke Hand mag sie nicht so und geht sehr bereitwillig auf meine Frage nach dem Handwechsel ein. Der Wechsel von rechts nach links ist entsprechend mühsamer und muss von mir besser eingeleitet werden.

Aber schnell funktioniert die Richtungskommunikation. Dann schaue ich was Jessi anbietet und wie es weitergeht. Dabei bemerke ich, dass sie sich super auf Distanz in ihren Schultern platzieren lässt. Durch das Drehen meines Körpers ins Schulterherein kann ich ihre Schulter hereinführen und es entsteht tatsächlich ein Schulterherein in ihrem Körper. Ebenso kann ich die Schulter wieder herausführen indem ich meinen Körper auch ins Kruppeherein bewege. Was nur noch fehlt ist die äußere Schenkelhilfe, um ein richtiges Kruppeherein zu erzeugen. Jetzt ist es eher ein Schulterraus.

Jessi ist sehr aufmerksam und hat sichtlich Freue an dieser Aufgabe und hört zu wie ein Luchs. Auf einmal sind auch die Handwechsel auf beiden Händen leicht und fein.

Jessi möchte sich mehr bewegen. Das gleichmäßige Traben war bisher eher ein wildes Gehopse mit Galopp und Trab Gemixe. So fängt es auch an, Jessi bockt, wirft den Hintern, galoppiert, trabt. Sie wird schneller und langsamer und findet ihr Tempo nicht. Das Ziel ist es gesteckt: Eine ruhiger und gleichmäßiger Trab. Jetzt wird auch die Distanz ein Thema, immer näher kommt sie an mich ran, was uns dem Ziel nicht näher bringt. Jetzt wird erst einmal die Distanz wichtiger als das Tempo.

Ruhig und souverän gebe ich die Distanz und das Tempo vor, treibe sie an und lobe sie, wenn sie einen ruhigen Trab findet. Die Empörung schwindet und sie hör hin und findet das wofür ich sie lobe, ein gleichmäßiger ruhiger Trab auf beiden Händen.

Ein gutes Gespräch neigt sich dem Ende zu. Jessi möchte gerne weiter machen und das ist genau der richtige Moment zum Aufhören. Jetzt wird sie darauf warten, wann wir es weiterführen.

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