Heute gehe ich mit Luci ausreiten. Maja kommt uns abholen. Ich binde Luci wieder am Anhänger an, aber heute ist alles anders. Sie wird immer nerviger und ungeduldiger. Ständig hampelt sie von links nach rechts, vor und zurück. Sie scharrt mit den Hufen und fängt an zu bocken. Sie ist richtig wütend.
Weil sie den Sattel schon auf hat und sie ihn immer wieder gehen den Anhänger drückt, entscheide ich mich sie abzubinden. Dann kommen Marina mit Maja und ihrer Reitbeteiligung auf unseren Hof. Das wird kein schöner Ausritt. Luci hat die Wut und die geht so schnell nicht wieder weg.
Wir gehen los. Die ganze Zeit hängt Luci quengelnd auf dem Cavesonzügel. In ihrer Wut über die ganze Welt schmeißt sie sich in den Zügel. „Alles doof!“, denkt sie sicher.
Ich beschließe mit zu Marina auf den Reitplatz zugehen. Jetzt wo Maja dabei ist, wird der Weg dorthin nicht so schwierig. Auf dem Reitplatz ist erst mal alles ganz schrecklich gruselig. Egal, Luci muss traben. Nach drei Runden Trab merke ich wie das Scheuen vor Dingen langsam abflacht. Sie signalisiert auch, dass sie wohl auch wieder Schritt gehen würde. Damit bin ich aber nicht einverstanden. „Jetzt traben wir uns mal schön die Wut aus dem Kopf!“, bestimme ich.
Der Druck am Zügel ist weg und sie ist wieder leicht geworden. Jetzt geht sie auch brav dort entlang wo ich es möchte. Als ich nach Galopp frage kommt die Wut zurück. Sie bockt sogar und möchte am liebsten richtig toben und bocken und rennen. Das geht natürlich nicht mit mir oben drauf.
Dann arbeiten wir im Trab die Seitengänge. Kruppeherein geht gut, aber Schulterherein nicht. Da versucht sie sich rauszumogeln. Da müssen wir unbedingt dran arbeiten. Einen Moment wird es auch mal richtig. Endlich kann ich sie loben.
Am Ende üben wir im Schritt die Traversalen. Im Trab sind wir noch meilenweit davon entfernt. Ich Schritt wird es besser, da habe ich meine Hilfen besser unter Kontrolle.
Dann gibt es einen Cappuccino für uns und Luci bekommt eine Decke drauf. Sie schwitzt ziemlich.
Dann machen wir uns auf den Weg nach Hause. Dafür müssen wir jetzt alleine an den Schafen vorbei. Mutig und fleißig marschiert sie los. Als sie die Schafe sieht macht sie einen Stopp. Kurz lasse ich sie gucken, aber dann muss sie weitergehen. Damit es keine kritische Situation an der Straße gibt, reite ich das Stück direkt auf der Straße. Dann hat sie etwas Abstand und falls sie scheut, bin ich vor einem Absturz vom Bordstein sicher.
Dann geht es auf dem Radweg zurück nach Hause. Jetzt liegt nichts mehr auf meiner Hand.
Zurück auf dem Hof müssen wir uns aber noch mal mit dem Thema anbinden beschäftigen. Diesmal ohne Sattel und mit einem vernünftigen Strick steht sie am Anhänger. Zuerst hampelt sie noch ziemlich und jedes Mal, wenn ich andeute in den Stall zu gehen, wird die Wut größer. Sie ist völlig auf mich fixiert und versucht mich mit ihrem Gehampel irgendwie zu steuern. Den Spieß drehe ich aber um. Jedesmal, wenn sie hampelt, gehe ich einen Schritt weg. Steht sie ruhig, kommt ich einen Schritt zurück. Luci ist schlau, das versteht sie und beruhigt sich langsam.
Ich hoffe, dass das nur mangelnden Gewöhnung ist, denn eigentlich binden wir nur selten an, weil wir es einfach im täglichen Umgang nicht brauchen. Da wissen wir ja nun, was wir noch so trainieren müssen.
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