Ausreiten und Verladetraining mit Luci

Da sich der Tag anders entwickelt als geplant, schnappe ich mir Luci. Wir wollen ausreiten. Da wir in der Halle auch am Anhänger putzen und satteln, habe ich mir gedacht: „Es wäre doch ein gutes Training, Luci auch hier am Anhänger für Reiten fertig zu machen.“ Nun erwarte ich ein nervöses bis hysterisches Pferd. Stattdessen steht da ein neugieriges und aufgeschlossenes. „Prima!“, denke ich mir.

Schnell ist Luci geputzt und wird sind für den Ausritt startklar. Ich möchte um Windkraftwerk reiten. Luci schlägt auf unserem Feldweg jedoch vor links in den Wiesenweg abzubiegen. Während Luci diesen Weg entlang stampft wundere ich mich über ihre Idee. Normalerweise muss ich jeden Schritt in dieses Richtung erbetteln. Ich beschließe, es einfach zu genießen. Mal sehen, wie lange der Mut anhält.

Nach einem Drittel der Strecke springe Rehe aus einer Schonung. Luci stoppt und schaut. Doch nach einem Moment geht sie dann doch weiter. Normalerweise erfordert es große Überredungskünste Luci dort entlang zu bringen. Heute stampft sie munter weiter. Wir biegen nach rechts auf die Straße ab. Neben dem Gastank scheint sie zu merken wo wir sind. Sie haut die Bremse rein und sieht plötzliche alles um sich herum als Bedrohung an: die Rehe, der bellende Hund, die Spaziergänger weit entfernt von uns, den Gastank….

Sie möchte umdrehen, aber das möchte ich nicht. Ich kann sie überreden weiterzugehen. Wir können nun entweder gerade aus in einen Feldweg reiten oder links der Straße weiter folgen. Ich versuche den Feldweg. Genau zwei Pferdelängen geht sie in den Weg, dann sieht sie den Müll im Gebüsch und möchte nicht weiter. Sie geht den ganzen Weg Rückwärts. Sie möchte so gerne wieder zurück. Wir stehen an der Gabelung. Entweder gehen wir gerade aus oder links, aber zurück auf gar keinen Fall.

Luci entscheidet sich für die Straße. Sie ist ziemlich aufgeregt und der Schritt wird immer schwungvoller. Immer wieder trabt sie an. Eigentlich ist mir das schon einen Nummer zu gruselig. Am Ende der Straße ist eine T-Kreuzung und die Autos fahren da nicht gerade langsam. Kopfkino!

Absteigen möchte ich aber auch nicht. Also vertraue ich darauf, dass Luci mir schon nicht davon renne wird. Sie fühlt sich ein bisschen an, wie eine Rakete, die jeden Moment zündet. „Wir müssen dadurch!“, sage ich Luci. Sie ist extrem angespannt und ich denke immer nur: „Das muss von unten aussehen wie Rollkur!“ Ich habe das Caveson als ersten Zügel und versuche das Gebiss möglichst nur als Verstärker bei den Paraden zu nutzen. „So fühlt sich ein auf den Kopf gerittenes Pferd an!“, geht mir durch den Kopf. Aber was soll ich machen. Wenn ich sie loslassen rennt sie davon. Ich versuche sie mit keinen Paraden von Zügel zu holen. Das klappt auch und wir finden ein Tempo, dass ihr schnell und mir langsam genug ist. Dann sind wir vorne an der Straße. Die Brücke mit dem rauschenden Wasser und die vollgestopfte Garage haben wir sicher überstanden.

Wir biegen links ab. Jetzt geht es Richtung Stall. Luci schaubt und ich kann die Zügel langsam wieder länger werde lassen. Der Schritt bleibt energievoll! So könnte er auch in der Halle mal sein. Nur die Aufregung dabei, die sollte nicht sein.

Als wir an der nächsten T-Kreuzung müssen wir eigentlich rechts nach Hause, aber ich möchte doch noch mal Traben und Galoppieren, um das Adrenalin und die Anspannung wieder zu lösen. Luci passt das gar nicht und versucht umzudrehen. „Nein!“, sage ich, „Wir gehen noch ein Stück.“ „Na gut!“, denkt Luci.

Im Feld traben wir flott vorwärts, sie schnaubt und denkt: „Gar nicht so schlecht.“ Wir drehen noch mal um und reiten im Schritt zurück. Danach galoppieren wir den Weg noch mal hoch. Na das findet Luci prima. Sie hat nur darauf gewartet und galoppiert fleißig.

Jetzt ist der Rückweg ganz entspannt. Zurück auf dem Hof sattle ich auch wieder am Anhänger ab. Danach machen wir noch Verladetraining. Luci hat einen Vorschlag: „Wir können doch ein Maul voll Hafer nehmen, dann rausgehen und dann auf der Rampe den Hafer kauen.“ „Ne, Luci! Das können wir auf gar keinen Fall!“, schütteln ich den Kopf.

Ich ziehe doch lieber das Knotenhalfter an. Luci kommt wieder mit in den Anhänger und als sie rückwärts gehen möchte, lässt sie sich durch einen leichten Impuls wieder vorwärts holen. Toll findet sie das nicht, aber nach zwei Versuchen lässt sie es auch und bleibt im Anhänger.

Dafür, dass wir gestern gefahren sind, bin ich damit zufrieden. Es braucht einfach seine Zeit, denke ich.

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