Bild: Tierfotografie Fabisch
Auf der Suche nach einem Showprogrammpunkt für die Deutsche Shire Horse Bundeszuchtschau 2017 des Deutschen Shire Horse Vereins e.V. entwickelte sich die Idee mal wieder eine Shire Horse Quadrille mit möglichst vielen Pferden auf die Beine zu stellen. Eigentlich war diese Idee für mich außerhalb meiner Planungen, da ich an diesem Wochenende der Show bei Marius Schneider auf dem Handarbeitsquadrillentraining sein wollte.
Zunächst kam bei Facebook großes Interesse auf. Doch dann schliefen die Planungen wieder ein. Irgendwie kam es, dass ich mit in den aktiven Teil der Organisation geriet. „Wenn ich schon nicht mit reiten kann, möchte ich wenigsten organisatorisch behilflich sein“, dachte ich mir. Mit einer Software zum Planen von Quadrillen nahm ich mir die Quadrille vor, die ich bereits 2011 entwickelt hatte. Sie war für eine Anzahl von Reitern geschrieben worden, die man durch vier teilen konnte. Um auf der sicheren Seite zu sein nahm ich alle Figuren für diese Anzahl von Pferden raus und schrieb sie für gerade Anzahlen um. Da wir nur begrenzte gemeinsam Trainingszeit aufgrund der großen Entfernungen haben, sollte sie auch einfach umzusetzen sein und keine Figuren enthalten, die intensives Training erfordern. Damit jeder die Quadrille verstehen kann, fertigte ich eine Animation zusätzlich zu den Bildern an.
Bald stand das erste Training an. Irgendwie reizte mich der Gedanke, was Luci wohl bei so einem Training tun würde. Sind wir schon so weit, würden wir eine Quadrille mit fremden Pferden in fremder Umgebung bewältigen. Also entschied ich mich beim Training dabei zu sein. „Wenn wir es nicht ausprobieren, wissen wir auch nicht, ob es klappt“, war unsere Idee.
Zunächst sollte das Treffen in Schönborn stattfinden. Da dort aber schon eine Veranstaltung stattfand und zum zweiten nur ein Reitplatz zur Verfügung stand, boten sich Moosbauer´s Shire an und stellten ihre Reithalle für das Training bereit. Auf diese Weise konnten wir wetterunabhängig trainieren. Zudem war die Anreisezeit für die meisten geringer.
Am Morgen des Trainingstages fuhr ich mit Luci und Torsten Richtung Neuss. Erst da wurde mir klar, dass wir drei Stunden Anhänger fahren würden. „Puh“, dachte ich mir. „Ein gutes Training für Luci!“, hämmerten mir Martinas Worte durch den Kopf. Mit diesem Gedanken ging die Fahrt wie im Fluge um. Wir waren bis auf die Insel Juist gereist, warum sollten wir es nicht bis Neuss schaffen.
Auf der Anlage wurden wir freudig begrüßt. Luci durfte sich auf einer Wiese die Beine vertreten und fressen. Das gefiel ihr schon mal sehr gut. Während wir Kaffee tranken trudelnd Caroline Göhring und Susanne Plich ein. Schließlich kam auch Martina Staemmler-Gerusel an. Krankheitsbedingt konnte sie aber nicht reiten und hatte somit ihr Pferd zuhause gelassen. Später beim Training stellte sich das als Vorteil heraus. Auf diese Weise konnte sie uns von unten sehr gut anleiten.
Nachdem wir die Quadrille ein paar Mal zu Fuß abgelaufen waren, ging es mit den Pferden in die Halle. Zunächst ritt jeder sein Pferd in Ruhe ab. Mögliche Paare bildeten sich und die Pferde konnten sich in Ruhe beschnuppern. Luci und Nelly harmonierten ganz gut. Den erste Quadrillendruchgang erprobten wir im Schritt. Dann folgten zwei Durchgänge im Trab, die gleich richtig gut funktionierten.
Mir hat dieses Üben wirklich richtig Spaß gemacht und Luci hat sich von ihrer allerbesten Seite gezeigt. Nun ja, was soll ich sagen und so kam es, dass ich zur BZS nach Leverkusen fuhr und mein Training bei Marius absagte.
Doch bevor es so weit war, musste das passende Outfit für die Pferde geplant und besorgt werden. Die Wunschfarbe „Beige“ stellte eine Herausforderung da. Ich suche über zwei Wochen nach einer günstigen Schabracke und wurde schließlich in einem Outlet fündig. Da der DSHV kein Sponsoring zusagte, entschieden wir uns ein eigenes Logo zu entwickeln und es anstelle des DSHV Logo auf die Schabracke sticken zu lassen.
Aus einem Bild von Heathfield Moses entwickelte ich ein eigenes Logo und suchte eine Stickerei in der Nähe heraus. Die Qudrillengruppe wurde über jeden meiner Schritte informiert und gemeinsam entschieden wir, wie das Logo aussehen sollte und in welcher Lage es auf die Schabracke gestickt werden sollte. Zwischen der Einschulung meiner neuen 1. Klasse und der BZS Show organisierte ich die Bestickung der Schabracken.
Schließlich war alles bereit und es war so weit. Mit Torsten an meiner Seite machten wir uns am Freitag auf den Weg nach Leverkusen. Im Weg standen uns einige Staus und Unfälle, die wir alle im Zickzack über insgesamt fünf verschiedene Autobahnen umfuhren. Kurz nach sechs kamen wir dann endlich am Ziel an. Nur kurze Zeit später trafen wir uns zur Generalprobe in der Reithalle. Nachdem wir die Quadrille zu Fuß abgelaufen waren, war die Probe mit den Pferden an der Reihe.
Die Plätze wurden getauscht und nun waren Luci und ich mit der Position 5 mitten in der Quadrille, was mir wirklich Sorgen machte. Zu Recht stelle ich fest, denn gerade bei den engen Figuren, bei denen wir zwischen den anderen Pferden durch ritten, machte sich Luci große Sorgen. Sie traute der Sache nicht und war gar nicht davon überzeugt, dass so etwas überhaupt geht. Besonders das Kreuzen bei X war ihr sehr suspekt. Damit Luci in diese Sache mehr Vertrauen gewinnen konnte, übte ich mit ihr am Ende noch mit Martina und Susanne diesen Teil separat.
Am nächsten Tag nahm meine Aufregung mehr und mehr zu. Je später der Tag wurde und je näher der Auftritt rückte, desto nervöser wurde ich. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich das Warten fast nicht mehr aushalten konnte und nur noch wollte, dass es endlich anfängt. Susanne Plich schaute genauso aus der Wäsche wie ich. Caroline machte nach außen einen wirklich gefassten Eindruck. Martina war super entspannt und gelassen. Fast alle waren beim Eröffnungsschaubild dabei.
Während des Wartens lief ich dreimal zur Halle, um herauszufinden, ob es einen Zeitverzug gab und wie groß er war. Geduldig versuchte mir Steffi Braun meine Fragen zu beantworten. Das Warten machte die Sache mit der Aufregung nicht wirklich besser. Unsere Nerven waren echt gespannt. In solchen Moment ist man oft nicht mehr dazu in der Lage besonnen auf Situationen zu reagieren. Der Zeitverzug zerrte ordentlich an meinen Nerven. Vielleicht wird das mit der Zeit besser, wenn man mehr Erfahrung hat und man sein Pferd in diesen Situationen besser kennen gelernt hat.
Nach dem Eröffnungsschaubild warte ich mit Luci an den Boxen auf Martina. Durch die lange Wartezeit im Vorfeld war meine unerfahrene Luci eine Mischung aus aufgeregt und müde. Ich war auch nicht wirklich ruhiger. Torsten hielt Luci für mich fest und bei ihm entspannte sie sich dann auch. Meine Aufregung stieg immer mehr an.
Eine Reiterin hatte im Vorfeld während der Zuchtklasse eine Kollision mit einem aufgeregten Shire. Zum Glück ging es glimpflich für sie aus, aber reiten konnten sie nicht mehr. Zum Glück konnte Martina Verena aktivieren, die sich schnell auf den Weg zu uns machte und ein ihr völliges unbekanntes Pferd ritt. Die Quadrille brachte ich ihr noch schnell zwischen Eröffnungsbild und unserem Auftritt bei.
In der Abreitehalle ging es mir dann schon etwas besser. Jetzt hatten wir etwas zu tun. Die Halle war super klein und eher zum Longieren gedacht. Mit den vielen mächtigen Shiren in der Halle wurde es ganz schön kuschelig. Dass Luci und ich dort einfach unsere Runden drehen können, ist für uns ein großer Gewinn zumal wir sonst nie mit anderen Pferden in der Bahn unterwegs sind. Ralle war mindestens so aufgeregt wie ich und Samson war nun auch sehr ungeduldig und puschte sich in einen aufgeregten Zustand. Ich zog echt meinen Hut vor ihm. Samson drückte seinen Unmut deutlich aus und ich fragte mich, wann es zur Explosion kommen würde.
Langsam sammelten und sortierten wir uns draußen vor der Halle. In dem Moment, als es losging, kribbelte es ordentlich in meinem Bauch vor Aufregung. Ralle und Samson hatten echt miteinander zu kämpfen und für einen kurzen Moment sah es so aus als ob es doch zu aufregend für die beiden wurde. Doch als er in der Halle war, schien das Lampenfieber verfolgen zu sein. Ich muss ehrlich sagen, ich hätte gekniffen.
Wir hatten echt Schwierigkeiten hinter unseren langbeinigen Vorreitern herzukommen. Luci gab ihr Bestes, um es ihr leichter zu machten, versuchte ich nicht um jeden Preis auszusitzen, sondern trabte leicht. Obwohl ich mir ganz sicher war, dass ich vor Aufregung die ganze Quadrille vergessen hatte, fiel mir sie dann zum Glück doch in den richtigen Momenten wieder ein. Richtige Sorgen bereitete mir das Kreuzen bei X. Auch Luci signalisierte deutlich, dass ihr das eigentlich eine Nummer zu spucky ist. Mit viel Mut machen und Zureden passierten wir nicht schön, aber erfolgreich den X Punkt. Luci war nicht so bereit möglichst nah an unseren Partner heranzurücken. Ich musste mich entscheiden zwischen Tempo mithalten oder eine Diskussion um Nähe. Außerdem musste ich auch noch an die nächste Figur denken. Erst gegen Ende und mit der Gerte auf der richtigen Seite konnte ich sie überreden es auszuprobieren. Was zuhause super funktioniert ist in einer solchen Situation gleich dreimal so schwer. Zwischendurch kam es mir so vor als würden wir zum ersten Mal eine Volte reiten oder abwenden. Ich habe großen Respekt vor allen Showreitern und Quadrillenreitern. Hat man die Herausforderung der Situation und die Atmosphäre bewältigt und kann sein Pferd dann auch noch in einer schönen Formgebung reiten, hat man wirklich Unglaubliches geschafft. Das ist ein enormer Anspruch, den man erst richtig verstehen kann, wenn man ihn selber erlebt hat. Luci und ich sind ja blutige Anfänger was das angeht.
Wir müssen in diese Aufgabe noch hineinwachsen, aber das wird, da bin ich mir ganz sicher. Vor einem Jahr wäre das noch nicht möglich gewesen. Mit diesem Gedanken hatte ich, obwohl ich sehr ernst geguckt habe, ein Dauergrinsen im Herzen.
Die Zeitwahrnehmung während der Quadrille war verrückt. Auf der einen Seite fühlte es sich ewig an und auf der anderen Seite war es plötzlich geschafft. Man konnte jedes Geräusch hören und dann doch wieder keins. Martina übernahm die Kommandos für die synchronen Figuren und ich lauschte immer auf ihr „Marsch“.
Während der Quadrille gab es immer wieder Zwischenapplaus, was jeden animierte sich noch mehr ins zeug zu legen. Dann kam die letzte Figur. Nach dem Aufstellen sollten wir eine Ehrenrunde im Galopp drehen. In diesem Moment hätte ich mich gerne schnell aus der Halle geschlichen. Was würde Luci tun, wenn zwölf Shire gleichzeitig galoppieren? Da ich nicht raus kam aus der Situation musste wir eben da durch und dann auch noch auf unserer schlechten Galopphand. Nach einem ersten Angaloppieren im Gangsalat klappte dann der zweite Galopp sortiert. Luci fragte die ganze Zeit, ob sie vielleicht etwas vorwärts darf. Da ich mich mit ihr sehr sicher fühlte, ließ ich sie an der langen Seite vorwärts gehen. Das fand sie wirklich großartig und mir hat es auch super Spaß gemacht. Wenn man bedenkt in welcher doch kurzen Zeit sich der Galopp von einem großen Diskussionspunkt zu dieser Selbstverständlichkeit entwickelt hat, kann man nur sehr stolz auf Luci sein.
Als es vorbei war fiel mir die Anspannung vom Herzen und ich bin unglaublich stolz auf Luci. Wir haben uns so entwickelt und ich weiß, dass wir noch ganz viel Entwicklungspotential haben. Ich freue mich sehr auf das, was noch auf uns wartet.
Beim Abschlussbild nutzte ich die Gelegenheit ein bisschen von unseren Aufwärmprogramm von Zuhause auszuprobieren. Im Trab probierten wir das Kruppeherein, was Luci mit ganz viel Einsatz zeigte. Wie gut sie mir zuhörte war einfach wundervoll zu erleben.
Der schönste Moment war jedoch im Finale. Ich bin mit Luci an die Bande gegangen, damit die Leute und vor allem die Kinder einmal so nah wie möglich an den Pferden sein können. Da sprach mich eine Frau an und sagt mir, dass sie so gerne meinen Blog liest und sie weiß, dass ich immer mit meiner Angst bei neuen Dingen zu kämpfen habe. Ihr Feedback war so schön und hat mich doch sehr berührt. Da wird es einem ganz warm ums Herz und ich fand es so wundervoll, dass sie sich die Zeit genommen hat, es mir zusagen. Vielen Dank dafür.
Ich möchte mich auch bei allen Mitreitern bedanken für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit. Es hat wirklich große Freude gemacht und es ist eine tolle Erinnerung. Für uns war es genau der richtige Moment für diese neue Aufgabe, die uns ein gutes Stück weitergebracht hat.
Unsere Reiter und ihre Pferde
Alina Siewecke mit Grovemere Storm
Christine Wenning mit Moonlight Victor
Daniela Weyer mit Royal Creek‘s Amy
Caroline Göhring mit Boat Ideal Lady
Melanie Hille mit Marieth Lady Lucinda
Martina Staemmler Gerusel mit Schokoladka
Jennifer Hermann mit Wildenburg´s Glory Nighshade
Mona Bender mit Retemeiers Royal Dawn
Linette Orbach mit Sladebrook Serenade
Susanne Plich mit Gautby Nelly
Kimberley Sieben und Ersatzreiterin Verena mit Schumann‘s Duncan
Ralf Schulz mit Sonnenhof Sir Samson
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