Herausforderung angenommen

Im Moment ist der Reitplatz dank des Wetters abgesoffen. Ich reite daher auf einer großen Wiese gegenüber. Diese Situation bringt viele Entwicklungsherausforderungen mit sich. Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass das Reiten auf einer Wiese analog zum Reitplatz kein Problem sein dürfte. Besonders wenn die Wiese direkt an den Hof anschließt. Für uns aber schon, denn es offenbart, was eine Reitplatzbegrenzung verwahrt oder verdeckt.

Der psychische Faktor ist bei Luci nicht zu unterschätzen. Obwohl wir diese Wiesen den ganzen Tag ansehen können, ist das darauf Laufen eine völlig neue Erfahrung. Plötzlich werden Dinge, die zuvor beim Vorbeireiten nur müde angeguckt wurden zur tödlichen Gefahr. Spaziergänger in weiter Ferne sind unheimliche Monster.

Man muss also ständig danach schauen und kann sich kein kleines bisschen auf die Wünsche des Reiters einlassen. In diesem Fall hilft nur darüber hinweg reiten, so meine Erfahrung. Sie gucken zu lassen, macht die Situation nur noch spannender. Also hilft nur weiter arbeiten und sobald wir dann mal für einige Sekunden an die Aufgabe denken, wird sofort gelobt. Über diesen Weg mache ich die Aufgabe interessanter. Besonders helfen dabei kleine Naschereien.

Die ersten Tage habe wir nur Schlangenlinien geübt und dann umstellen nach der Schlangenlinien ohne zu Schwanken bitte. Wir nähern uns an, aber sind vom Können mit Haken dran noch weit entfernt.

An den folgenden Tagen kam das Traben dazu. Erst einmal gerade aus, habe ich mir gedacht. Die Wiese ist lang, das wird funktionieren. Da hatte ich mich aber verschätzt. Mittlerweile waren wir im Trab schon so viel im Gelände unterwegs, dass man nicht mehr so verkrampft und glotzend herumtraben muss, sondern auch den Hals dabei lösen und fallen lassen kann. Aber gerade aus war nicht ihr Fall. Gnadenlos fiel sie mir auf ihre schwache Schulter und das gerade musste mit Mühe aufregt erhalten werden. Nach und nach wurde es besser und das geradeaus entwickelte sich. Gestört wurde es eigentlich nur vom psychischen Faktor, der da heißt „innere Schweinehund“. Naja und die Maulwurfhügelbereiche haben auch ihren Anteil daran. Dort ist der Boden weich und sie sinkt tief ein. Daher müssen wir diese Bereiche aussparen. An diesen Stellen wenden wir ab und reiten in einem für den Betrachter lustigen Zick Zack über die große Wiese.

Zirkel sind quasi im Augenblick hübsch und ausbalanciert nicht umsetzbar für uns. Auf der rechten Hand trieften wir nach außen weg und brauchten ganz klar eine äußere Begrenzung, um die Kurve zu kriegen. Auf dem Reitplatz fällt es zwar auch auf, aber auf so einer großen Wiese, wird man damit schonungslos konfrontiert. Auf der linken Hand wird der Zirkel entsprechend auf mysteriöse Weise immer kleiner. Die Herausforderung ist gesteckt: Wir versuchen einen Zirkel zu reiten.

Spaß bei Seite. Es ist eine Mischung aus meiner noch fehlenden guten Kontrolle meiner eigenen Hilfengebung. Sicher zu wissen, was brauchen wir jetzt. Die Trefferquote wird immer besser und ich liege mit meinen Ideen immer näher am Ziel. Aber es ist auch nicht zu unterschätzen, dass Luci manchmal einfach nicht verstehen möchte. Sie findet dann nicht gut, wo sie lang laufen soll und die Richtung (weg von der Herde) mag sie auch nicht so gerne. Oft ist es ihr auch einfach zu anstrengend.

Dann muss ich die Motivation auf meine Seite bringen. Die Situationen sind dann sehr dynamisch und wenn ich die richtigen Momente erwischen, in denen sie sich wieder mir zu wendet und diese lobe, findet sie es interessant und lässt den anderen „point of interest“ links liegen. Natürlich gelingt mir das nicht immer und oft dauert es seine Zeit. Wichtig ist dann ruhig zu bleiben und sich nicht zu ärgern. Denn dann verweigert Luci gerne die Mitarbeit völlig.

Ich bin mir sicher, dass wir mit unseren Aufgaben wachsen werden in unserem Tempo und unseren individuellen Problem. Wer denkt Ausbildung ist nur im Sandkasten möglich, der täuscht sich. Aus meiner Sicht muss Ausbildung überall möglich sein, denn Ausbildung ist nichts anderes als Kommunikation. Kommunizieren kann man überall, nur gibt es eben manchmal Räume, die die Kommunikation vereinfachen oder erschweren.

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