Neue Wege gehen…

Da es uns auf unserer Ausreitrunde langsam langweilig wird, suchen wir neue Wege und damit für uns Herausforderungen. Jeder, der unseren Blog schon länger verfolgt oder uns kennt, weiß, dass besonders ich immer alle schrecklichen Dinge als erstes gesehen habe, die bei einem Ausritt dramatisch falsch laufen können. Wie alles im Leben hat dieses Thema seine Zeit gebraucht. Viele gute Ratschläge, aber auch unverständliches Kopfschütteln bis bösartige Lästerattacken habe ich in dieser Zeit erlebt. Das war nicht immer leicht. Wenn man selber so sehr auf seine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten blickt, dann treffen diese Dinge besonders tief in diese Wunden.

Der erste Schritt auf unserer Reise war es zu akzeptieren und herauszufinden, wie wir unsere Wege planen. Heute kann ich sagen, dass wir sie gefunden haben. Wir haben unsere Irrwege beleuchtet und neue Wege gefunden und ausprobiert. Dabei haben uns die vielen Gespräche mit meiner guten Freundin geholfen. Aber vor allem muss man diese Reise mit sich selbst machen. Der Ausritt heute war eine Prüfung, ob wir sicher sind, ob das Gefühl und die Fähigkeit echt und stabil sind.

Unsere Strecke sollte die Kohlekraftwerkrunde werden. Sie ist fast 8 km lang. Auf unserem Weg trafen wir eine Kutsche. Unser letzter Kutschenkontakt auf der Verdiana löste eine wilde Springerei und ein total aufgelöstes Lucipferd aus. Obwohl auf der Kutsche quietschende Kinder grölten, bliebt Luci entspannt. Gleichzeitig kamen uns zwei Ponys entgehen, umrahmt von einer Kindergeburtstagsparty. Sofort im Anschluss ging es durch einen kleinen Wald. Links und rechts lagen Baumstämme am Boden, die Luci besonders gruselig findet. Obwohl sich das ganze Pferd anspannte, blieb ich erfreulicherweise ruhig. Früher war mir das nicht möglich. Meine Ruhe gab Luci Sicherheit, sie orientierte sich an mir und obwohl sie hin und wieder zusammenzuckte, ging sie tapfer weiter.

Danach kam ein wunderschöner Weg. Links ein kleiner Bach mit Bäumen und Sträuchern und rechts ein Feld. Eigentlich wollte ich den ganzen Weg traben, aber er war noch zu nass. Beim Kohlekraftwerk mussten wir über den Fahrradweg. Da bliebt Luci das erste Mal vor einer Hecke stehen. Dahinter tobten zwei Hund wütend und bellend hin und her. Während ich mich auf eine stundenlange Stehpause einstellte, weil Plan B – Wir kehren um – abgeschafft wurde, beschloss Luci doch ihren Mut zusammen zu nehmen. Mutig ging sie weiter und genau in diesem Moment schoss einer der Hunde aus einem Loch der Hecke. Da Luci gerade in der Mutphase war, interessierte sie es weiter nicht. Zum Glück hörte der Hund gut und ließ sich abrufen.

Dennoch war das Adrenalin hoch. Schnaubend und mittlerweile dribbelnd ging sie um die Hecke und stockte als sie ein Etwas im Baum baumeln sah. Schräg klotzend und schnaubend ging sie weiter. Früher wäre mir das Herz stehen geblieben, aber ich blieb ruhig und grinste innerlich wie ein Honigkuchenpferd darüber. Nachdem wir das Heckenmonster überwunden hatten, trabten wir über den nächsten Feldweg. Fast einen Kilometer lang war er und ein Belastungstest für Lucis Lungen. Besonders bei dem Wetter und der vorherigen Aufregung, war es doch eine Anstrengung, die aber gut zu bewältigen war. Sie hatte noch so viel Energie sich über die Vögel im Gebüsch zu gruseln, wenn auch nur kurz. Auf unserem Rückweg durch den Wald waren die Baumstämme nicht mehr so spannend und der Wiesenweg fast langweilig. Zufrieden aber müde ging es zurück am Windkraftwerk vorbei. Angekommen am Stall war die Atmung noch etwas erhöht und Lucis Fell an der Brust nass und etwas weiß. Nach dem Absatteln beruhigte sich die Atmung jedoch schnell und Luci stand entspannt und müde auf ihrem Paddock.

Ich bin so stolz auf uns beide. Wir haben einen Durchbruch geschafft. Still und heimlich haben wir an Kompetenz und Erfahrung gewonnen. Wie sagte mal jemand zu mir, wenn der Schalter einmal richtig gestellt ist, dann geht es wie von selbst. Wir gehören zu den Lebewesen, die etwas länger gebraucht haben für unseren Schalter. Es hat auch ein bisschen gedauert bis wir die richtigen Menschen gefunden haben, die uns auf dieser Reise unterstützt haben.

Ich freue mich schon auf die vielen weiteren Herausforderungen.

 

 

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